Reisebericht von Josef Ježek zum Naturformen-Eintrag S. montanum ssp. stiriacum from Edelweißspitze, O Abhang
Sempervivum stiriacum – Edelweißspitze, O Abhang
In diesem Reisebericht bleiben wir in der Gegend der Hohen Tauern, nächster Naturstandort aus dem österreichischen Bundesland Salzburg wird vorgestellt.
Die Großglocknerstraße habe ich am Ende Sommers 2017 während eines kleinen Fahrradausflugs besucht. Die Großglocknerstraße verbindet die Orte Bruck an der Großglocknerstraße in Salzburg und Heiligenblut in Kärnten, der höchste Punkt ist der Sattel Hochtor in der Höhe von 2504 Meter. Es handelt sich um eine Hochalpenstraße, ein großer Teil der Straße führt hoch in den Bergen. Wenn es ein gutes Wetter ist, kann man wunderschöne Natur und auch wunderschöne Landschaft mit zahlreichen Aussichten bewundern.
Der Berg Edelweißspitze liegt etwa 4,5 Kilometer nördlich von dem Sattel Hochtor, der Berg misst 2572 Meter und einen Abzweig von der Großglocknerstraße führt direkt auf den Gipfel des Berges. Oben auf dem Gipfel des Berges gibt es nicht nur einen Parkplatz, sondern auch eine Hütte, die Edelweißhütte. Gleich unter dem Gipfel, in der ersten Serpentine, mündet einen Wanderweg direkt auf die Straße. Dieser Wanderweg führt zuerst oben auf dem Nebengebirgskamm, dann sinkt unten ins Tal. Nicht weit von der ersten Serpentine unter dem Gipfel von Edelweißspitze führt der Wanderweg entlang der kleinen Felsen. Obwohl diese Felsen eher klein sind, sind diese Felsen südlich orientiert. Da, also an dem östlichen Abhang der Edelweißspitze, habe ich einen Naturstandort von Sempervivum stiriacum gefunden.
Der Naturstandort liegt in der Meereshöhe von 2510 Meter, das Gestein wird Granit gebildet.
Am Naturstandort habe ich eine große Menge der Rosetten aller Größen gefunden, die größte Rosetten hatten um 3 cm im Durchschnitt. Die Rosetten sind vor allem in den kleinen Gruppen gewachsen, die Gruppen haben meistens um 10 Rosetten beinhaltet. Die Rosetten sind vorwiegend in den Felsspalten, an den Rändern der Felsen und auch an den Rändern der großen Steine gewachsen, weitere Rosetten sind in der Nähe der großen Steine und in der Nähe der Felsen gewachsen.
Alle Rosetten am Naturstandort waren in den guten Zustand. Die Rosetten waren geöffnet und frisch grün gefärbt, alle Rosetten hatten dunkel rot oder dunkel braun gefärbten Spitzen der Rosettenblätter. Diese Färbung der Spitzen der Rosettenblätter ist für Sempervivum stiriacum typisch. Viele Rosetten hatten neue Ausläufer während meines Besuches gebildet, die Ausläufer waren eher kurz. Am Naturstandort habe ich eine blühende Rosette gefunden, diese Rosette war mit der Blütezeit verspätet, normalerweise blüht Sempervivum stiriacum früher, am Anfang von Sommer (Ende Juni, Anfang Juli). Selbstverständlich habe ich auch abgeblühte Blütenstengel und vertrocknete Blütenstengel gefunden, es scheint, die Rosetten oft und reich an diesem Naturstandort blühen. Bei dem verspäteten Rosette habe ich nur eine geöffnete Blüte beobachtet, die Blüte hatte 11 Kronblätter, die Kronblätter waren lila gefärbt, die Ränder der Kronblätter waren heller mit kleinen weißen Steifen in der lila Farbe.
Die Pflanzen am Naturstandort an dem östlichen Abhang von Edelweißspitze waren unterschiedlich als die Pflanzen aus dem Naturstandort Hexenküche niedriger. Nicht nur die Färbung der Rosettenblätter, sondern auch die Behaarung (dichter und länger bei den Pflanzen am Naturstandort Hexenküche), die Wimper an den Kanten der Rosettenblätter (länger und höhere Anzahl bei den Pflanzen am Edelweißspitze), die Gestalt der Rosettenblätter (länglich verkehrt lanzettlich – Edelweißspitze x verkehrt eiförmig – Hexenküche) gehören zu den wichtigsten Unterschiede.
Jetzt zu den Namen – warum verwende ich den Namen Sempervivum stiriacum? Der Name stiriacum wurde lange Zeit als Unterart von Sempervivum montanum geführt. Die Naturstandorte in der Nähe der Großglocknerstraße zeigen, dass es sich um zwei unterschiedliche Arten handelt. In den gleichen Bedingungen wachsen zwei ganz unterschiedliche Pflanzen einer Gattung nebeneinander. Diese Wirklichkeit spricht der Definition der Unterart wider, zwei Unterarten einer Art dürfen an dem gleichen Naturstandort nicht wachsen. Darum müssen in diesem Fall diese Pflanzen als zwei unterschiedliche Arten sein. Für eine selbstständige Stellung von Sempervivum stiriacum sperechen auch die Forschungen. Sempervivum stiriacum ist tetraploid und Sempervivum montanum ist diploid. Und die Forschung von Klein und Kadereit aus dem Jahre 2015 hat gezeigt, dass Sempervivum stiriacum mehr mit Sempervivum pittonii verwand als mit Sempervivum montanum ist. Darum verwende ich den Namen Sempervivum stiriacum.
Ich freue mich auf die Antworten.
LG,
Josef
Zum Antworten auf den Reisebericht muss man sich hier auf www.sempervivum-liste.de einloggen.
Comments
Dank
Hallo, lieber Josef,
deine Ausführungen zur Namensgebung habe ich in den Naturformen-Eintrag übernommen.
Herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht, die schönen Bilder und die Aufzählung der Unterschiede zu den Pflanzen aus der Hexenküche am Großglockner!
Liebe Grüße
Veronika
Hallo Josef, vielen Dank…
Hallo Josef,
vielen Dank für diesen Eintrag!
auch ich bin schon dort am Parkplatz an der Edelweißspitze gewesen. Bei der zweiten Überquerung der Großglockner -Hochalpenstraße, dort fand ich damals schon einige Sempervivum stiriacum. Ja ich war beim ersten Reisebericht Hexenküche erstaunt von gefundenen Sempervivum montanum ssp. montanum zu lesen, und nicht von ssp. stiriacum. Man hatte doch gelernt das ssp. montanum erst westlich des Großglockners vorkommt. Aber vielleicht kommen beide zusammen vor? Vielleicht gibt es Hybriden?
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Jörg, Hybride konnten…
Hallo Jörg,
Hybride konnten nicht ausgeschlossen werden, trotzdem vermute ich, dass diese Hybride eher sehr selten sind (Kreuzung zwischen tetraploid und diploid).
Liebe Grüße,
Josef