Von Vulkanen, Gneis, Kalksteinen, Feuersteinen, Hühnergöttern, Glanz und Glimmer
Endlich hat es wieder einmal geklappt: ich habe alle meine Termine zur Seite geschaufelt und bin dem Ruf der Sempervivum-Leute gefolgt. Zusammen mit mit meinem Mann Werner habe ich mich Ende Mai auf die Reise in den Norden aufgemacht.
Und so hat es begonnen:
Anfang Januar fragte mich Sempeter ob ich nicht Lust hätte, eine Semperecke für die Jahreshauptversammlung zu machen, die bei ihm stattfinden sollte. Da habe ich gerne zugesagt und eine Idee war schnell gefunden.
Zunächst sammelte ich viele alte Einmachgläser und Möbelknöpfe aus Porzellan.
Die Möbelknöpfe mussten vorbereitet werden: sie hatten viel zu lange Schrauben (001), die meine bessere Hälfte erst noch halbieren musste (002).
Sie sollten später einmal auf einen Glasdeckel geschraubt werden.
Mit den Gläsern, den Knöpfen und einer Platte Semps …
… ging es dann Ende Mai 2016 in Richtung Norden zu
… Peter Großmann ...
… mit der großen und sehenswerten Sempssammlung in Travemünde.
Diese beiden hier wohnen auch in Peters Sempsgarten. Sie glauben wohl, die Semps seien nur für sie bestimmt
Wir sind ein paar Tage früher angereist, um bei herrlichem Wetter noch ein paar schöne Tage an der Ostsee zu verbringen. Früh am Morgen sind Werner und ich an den Strand gegangen um weitere Zutaten für die Semperecke zu sammeln. Zu dieser Zeit war der Strand noch menschenleer und am allerschönsten.
Die Bagger hatten bereits allen Unrat zur Seite geräumt …
… aber ganz vorne am Spülsaum, rechts hinten in der Ecke am Kai fanden wir noch genügend Strandgut und wir sind mit vollen Tüten wieder zurückgekehrt.
Zuhause wurden die gefundenen Schätze erst einmal gewaschen und in der Sonne getrocknet.
Muscheln
Steine so bunt und vielfältig wie man sie nur an der Ostsee findet. Wir haben sie am Strand und an der Steilküste bei Travemünde gesammelt. Peter hatte auch Steine gesucht und sie uns zusammen mit Sand zur Verfügung gestellt.
Und dann kam der Samstag der Jahreshauptversammlung. Überall in ganz Deutschland regnete es wie aus Kübeln nur an der Ostsee war es so heiß, so dass wir uns zum Schaffen in den kühlen Pferdestall zurückzogen.
Erst mussten die Teilnehmer mal eine Lektion über Steine über sich ergehen lassen. Das was man oft unbeachtet am Strand findet entstand bei Vulkanausbrüchen und Gebirgsabtragungen von vor vielen Millionen oder gar mehr als vor einer Milliarde von Jahren und wurde vom uralten skandinavischen Subkontinent an den Ostseestrand gespült.
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Granit und Gneis können Kristalle enthalten und glitzern so schön.
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Sandsteine setzen sich aus winzigen fest miteinander verbundenen Sandkörnchen zusammen.
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Kalksteine haben sich durch Organismen aufgebaut. Manchmal findet man in ihnen sogar noch den Abdruck einer Fossilie
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Mit den schwarzweißen Feuersteinen, die sich einmal aus Kalkschlamm gebildet haben, hat man vor ein paar tausend Jahren noch Werkzeuge oder Feuer gemacht. Findet man einen durchlöcherten Feuerstein, so hält man einen Hühnergott in der Hand, der Glück bringen soll.
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Die allerjüngsten Fundsteine sind wohl die roten Backsteine, die die Farben der Häuser vom Norden wiederspiegeln. Irgendwer muss sie einmal ins Meer geworfen haben und das Meer gab sie wieder fein säuberlich und glattgespült zurück. Auch sie verbergen eine einzigartige Geschichte.
Einige Teilnehmer wussten das alles bereits. Für mich war es aber ganz neu und spannend. Hätte ich nicht zufällig eine kleines bezauberndes Büchlein aus dem Bücherfundus von unserem verstorbenen Mitglied Helge Zock gefunden, wäre mir die Herkunft der Steine wohl verborgen geblieben.
Aber dann durften die Teilnehmer endlich aufstehen, um sich ein paar Erinnerungsfunde von der Ostsee herauszusuchen.
„Schau mal, der Möbelknopf hat sogar grüne Herzen! Den will ich unbedingt haben!“
Übrigens: die Dame mit den kurzen blonden Haaren und den grünen Herzen, … wurde ein paar Stunden später die Dritte im Bunde der Vorstandsmitglieder.
Und so ging es weiter: Sand ins Glas, Sempervivum mit Wurzelballen darin eingepflanzt, mit etwas Wasser besprüht, bisschen Deko aus Muscheln, Steinen und Grünzeugs. Die Enden eines Stück Seils wurden angeflammt, damit sie sich nicht mehr aufwickeln und dann wurde es mit einem Seemannknoten um das Glas befestigt.
Fehlte nur noch das I-Tüpfelchen:
In der Garage wartete Werner schon mit einem Glasbohrer auf die Bastler. Er bohrte mit viel Gefühl und Geduld Löcher in die Glasdeckel. Jetzt noch den Deckel-Knopf draufschrauben und auf das Glas setzten. Fertig!
Und das ist sie - die "konservierte Erinnerung" an die
Jahreshauptversammlung der GdS – Fachgruppe Sempervivum 2016
Ein paar Tipps noch zum Schluss:
Das Glas mit Inhalt ist eine schöne Tischdeko für draußen. Das Sempervivum darf niemals im Nassen stehen. Bei Regen oder nicht allzu großer Hitze setzt man den Deckel drauf. Die Pflanze bildet dann im Innern ihren eigenen Kosmos. Bei Hitze muss der Deckel runter genommen werden! Sollte es im Innern zu trocken werden, besprüht man den Inhalt mit etwas Wasser.
Die Bepflanzung ist in dieser Art keine Sache für die Ewigkeit – es fehlt ja das Wasserabzugsloch. Ich empfehle deshalb, die Dachwurz vor dem Winter aus dem Glas zu nehmen und sie draußen einzupflanzen. In das Glas kann man dann eine Kerze stellen.
Oder man nimmt den gesamten Inhalt aus dem Glas und ver-wert-et ihn anderweitig. Dann hat man ein schönes Aufbewahrungsgefäß für Weihnachtsgebäck – und zurück bleibt die Erinnerungen an die schönen Tage an der Ostsee.
Eure Anne majoRahn im Juni 2016